HERKUNFT
Taekwondo (koreanisch tae: Fuß; kwon: Faust; do: Weg; also Weg des Fuß- und Faustkampfes) ist eine koreanische Kampfkunst und Form der unbewaffneten Selbstverteidigung, die sich zwischen 1945 und 1955 aus dem alten Trainingssystem der Kampfsportart Tae-kyon entwickelte und Ähnlichkeiten mit Karate aufweist. Die Gegner verwenden Tritte, Faustschläge und verschiedene Ausweichtechniken. Besonders bekannt ist Taekwondo für seine typischen Sprung- und Tritttechniken, die auch „Flugstöße“ genannt werden. In den sechziger Jahren verbreitete sich der Sport von Korea aus über die ganze Welt. Die ersten Taekwondo-Weltmeisterschaften fanden 1973 in Seoul (Südkorea) statt.
BEDEUTUNG HEUTE
Heutzutage konzentriert sich das weltweite Interesse am Taekwondo häufig auf deren geistige Komponente als Mittel zur Stärkung des Selbstvertrauens und der Konzentrationsfähigkeit. Auch der Aspekt der Selbstverteidigung wird vor allem für Frauen und ältere Menschen immer wichtiger. Es wurden spezielle Trainingsprogramme entworfen, die es einem kleineren und schwächeren Menschen erlauben, mit einem größeren und stärkeren Angreifer fertig zu werden. Taekwondo wurde in jüngster Zeit nicht nur beliebt als Wettkampfsport und als Möglichkeit, sich körperlich in Form zu halten, sondern auch als Mittel zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit.
ETIKETTE
Während des Trainings dient die Etikette unter anderem der Schulung von Achtsamkeit und Rücksichtnahme. Sie dient außerdem dem Schutz des Partners und dem eigenen Schutz vor Verletzungen, weil im Taekwondo Techniken geübt werden, deren unachtsame Ausübung zu erheblichen Verletzungen führen könnten. Ebenso kann nur durch ein geregeltes und rücksichtsvolles Miteinander ein effektives Training absolviert werden kann.
Während die Etikette sich für den Anfänger nur als vordergründige Formalität darstellt – beispielsweise beim Gruss oder beim Eintreten zum Dojang – entwickelt sich beim fortgeschrittenen Schüler im Laufe der Zeit ein umfassendes Erkennen des wahren Inhalts der Etikette, wie z.B. Erziehung und Kultivierung des Geistes und Achtung vor alten Lehren und Traditionen.
Die Etikette verhilft zu einem Gespür dafür, was angemessen und richtig ist. Sie fördert die Zuwendung für scheinbare Nebensächlichkeiten und öffnet so eine innere Türe. Die Einhaltung der Regeln gehört zur charakterlichen Fortbildung, die schließlich als Bindeglied zwischen Dojang und Alltag wirkt: der Übende lebt Aufrichtigkeit und Entschlosenheit auch außerhalb des Trainings.
Die Etikette wirkt als Gruppenform, indem sie nicht nur Selbstdisziplin beim gemeinsamen Training fordert, sondern auch das notwendige Gefühl für Gemeinschaft und die gemeinsamen Ziele fördert.
Die Etikette ist auch das Aushängeschild einer Schule: So sollte beispielsweise der Dojang aufgeräumt und die Kleidung ordentlich sein. Gemeinsame Abzeichen stehen als Bekenntnis zu einer bestimmten Gemeinschaft / Organisation, zu gemeinsamen Werten, Zielen und Traditionen.
Etikette richtig verstanden und reguliert, befreit die von ihr geforderte Selbstdisziplin. Sie ist somit nicht als Beschänkung zu verstehen, sondern als ein Weg, den Geist umfassend zu öffnen.
Das falschen Verständnis von Etikette führt zu starren, inhaltslosen Formen und Regeln.
REGELN
- Zum Training erscheint man pünktlich und in sauberer Sportkleidung (Dobok). Hände und Füße sind gewaschen, Finger- und Fußnägel sind kurz gehalten, um Verletzungen vorzubeugen.
- Während einer Trainingseinheit darf nicht getrunken oder gegessen werden. Kaugummi kauen oder eine Rauchpause sind ebenfalls nicht gestattet. Die gesamte Aufmerksamkeit soll dem Lehrer beziehungsweise dem Übungspartner gewidmet sein.
- Während einer Trainingseinheit sollte der Trainingsbereich möglichst nicht verlassen werden. Auf die Toilette sollte man vor Beginn des Trainings gehen. In dringenden Fällen meldet man sich beim Lehrer ab, doch sollte bedacht werden, dass jede Unterbrechung den Unterricht insgesamt stört, den eigenen Körper wieder auskühlen lässt und somit Verletzungsgefahr birgt. Außerdem können so Dreck, Steinchen oder Splitter aus dem Gangbereich auf die Trainingsfläche gebracht werden, was ebenfalls zu Problemen führen kann, da viele barfuß trainieren.
- Bevor das Training beginnt, stellen sich die Schüler vor dem Meister in einer fest vorgegebenen Reihenfolge gemäß ihrer Graduierung auf. Der höchste Grad steht dabei immer vorne rechts.
- Das Training beginnt, wenn der Lehrer den Befehl zur Aufstellung gibt. Üblicherweise wird der Trainer vom ersten Schüler (vorne rechts) auf koreanisch gegrüßt, dann verbeugt sich die Gruppe zum Lehrer und der Lehrer zur Gruppe hin. Einige Schulen legen Wert darauf, dass beim Begrüßungszeremoniell zusätzlich die Fahne Koreas gegrüßt wird.
- Beim Training darf nicht geschwatzt oder laut gelacht werden. Die Kommandos des Lehrers müssen jederzeit verstanden werden können und müssen auch befolgt werden.
- Nur der Lehrer oder hohe Graduierungen dürfen anderen Schülern Techniken beibringen oder die Schüler korrigieren. Damit wird sichergestellt, dass die Techniken richtig gelernt werden und sich keine Unsauberkeiten einschleichen. Dies gilt besonders für den Formenlauf, da sich sonst schnell falsche Bewegungsabläufe verbreiten können.
- Angriffe gegeneinander, Bruchtests, Übungen mit Waffen (z. B. bei Selbstverteidigung) oder andere schwierige Übungen dürfen nur nach ausdrücklicher Genehmigung des Lehrers unter dessen Beobachtung durchgeführt werden. Ansonsten ist die Verletzungsgefahr zu groß.
- Befiehlt der Lehrer Übungsabbruch (Kommando Geuman oder Baro oder Gallyeo), müssen alle Übungen sofort beendet werden
- beim Betreten und Verlassen des Übungsraums: Damit übertritt man ganz bewusst auch geistig die Schwelle vom Alltag zum Training und umgekehrt. Wenn Landesfahnen aufgehängt sind (z. B. bei Prüfungen die koreanische neben der nationalen) begrüßt man auch die Fahnen, um dem Ursprungs- und Gastgeberland Respekt zu zeigen.
- zu Beginn und Ende der Übungsstunde: Schüler und Lehrer bekunden gegenseitigen Respekt und versichern sich ihrer Konzentration auf die Übungen.
- vor und nach Partnerübungen: Damit signalisieren sich die Partner, dass sie alle Aufmerksamkeit in die Ausübung der Technik legen, so dass der Partner nicht gefährdet wird.
- vor und nach einem Bruchtest: Taekwondo ist zur Verteidigung gedacht und nicht zum Zerstören. Da beim Bruchtest etwas zerstört werden soll (zum Beispiel ein Holzbrett), fragt der Übende mit der Verneigung gegenüber dem Lehrer oder Prüfer um Erlaubnis nach, ausnahmsweise etwas zerstören zu dürfen.
WETTKAMPF
Das Taekwondo hat sich von einem koreanischen Volkssport mit der Verbreitung in der Welt, der Austragung von internationalen Wettkämpfen und der Aufnahme in das Programm der Olympischen Spiele zu einem modernen Wettkampfsport entwickelt.
Der Wettkampf (Freikampf) findet auf einem abgegrenzten Feld statt und wird von mehreren Schiedsrichtern bewertet, von einem Kampfrichter geleitet. Der Wettkampf geht über wenige Minuten (olympisch drei Runden über jeweils zwei Minuten mit jeweils einer Minute Pause), in denen die Teilnehmer versuchen müssen, mit Taekwondo-Techniken den Gegner zu treffen (Vollkontakt). Je nach getroffener Körperstelle und Trefferwirkung werden Punkte vergeben, bei unsportlichem Verhalten können auch Strafen, d.h. Punktabzüge vergeben werden. Die genauen Kampfordnungen unterscheiden sich von Verband zu Verband, können aber in der Regel auf den Webseiten der Verbände eingesehen werden (siehe Weblinks, unten). Die olympischen Wettkämpfe finden nach den international gültigen Wettkampfregeln der WTF statt. Im Vollkontakt tragen die Wettkämpfer exakt vorgeschriebene Schutzausrüstung (Kopfschutz, Schienbein- und Ellbogenschoner, Tiefschutz, Zahnschutz, Wettkampfweste).
BRUCHTEST
Der Bruchtest (Kyok Pa) ist ein fester Bestandteil des Taekwondo, auch wenn der Bruchtest nicht, wie man erwarten könnte, im Training oft geübt wird.
Wichtig bei einem Bruchtest ist die korrekte Ausübung der Technik mit größtmöglicher Kraftentfaltung auf der Trefferfläche. Die Wirksamkeit jeder Techniken wird dann beim Zerschlagen von Brettern, Ytong Platten aber auch Steinen unter Beweis gestellt. Dabei kommt es jedoch nicht nur auf die Schnelligkeit, Technik und Kraft an, sondern auch die Genauigkeit und die Konzentration bei der Bruchtestdemonstration. An dieser Stelle ist der Faktor „Do“ des Taekwondotrainings von entscheidender Bedeutung. Durch die geistige Konzentration versetzt der Taekwondoin sich in die Lage, alle inneren und äußeren Punkte genau auf einen Punkt des Auftreffens zu konzentrieren. Beim Kyok Pa sollte man nicht vergessen, daß Taekwondo zur Verteidigung gedacht ist und nicht zum Zerstören (auch nicht von Gegenständen). Außer im Notfall. Aus diesem Grund ist bei der Prüfung auch die Erlaubnis des Prüfers erforderlich, um diese Ausnahme zu genehmigen. Der Bruchtest dient als Beweis für die korrekte Ausführung einer Technik und wird deshalb nur zu Prüfungen und gelegentlich zu Vorführungen ausgeführt. Üblicherweise werden Fichtenholz-Bretter (3cm x 30cm x 30cm) für Bruchtests verwendet. In Ausnahmefällen (Hand-Technik bei Frauen, Jugendliche) 2 – 2.5 cm dicke Bretter.